Dienstag, 18. September 2012

Das Pärchen gegenüber



Ein junges Pärchen blickt sich verliebt in die Augen, während der Kaffee vor ihnen völlig unwichtig erscheint. Sie haben ausschließlich Augen für den jeweils anderen.
Was mag es für eine Liebe sein, die die beiden verbindet?
Ist es eine nie enden wollende, bedingungslose Liebe, wie die der beiden älteren Herrschaften zwei Tische weiter, die jeden Donnerstag um die gleiche Uhrzeit an eben diesem Tisch sitzen und ihren Kaffee mit Milch trinken? Sich jede Woche die gleichen Fragen stellen und über die gleichen Themen sprechen? Die Enkel, das Quiz mit Jörg Pilawa und die immer schlimmer werdenden Schmerzen im ach so alten Rücken des Herren? Die Bewegungen der beiden sind perfekt aneinander angepasst, ein Team, dass seit vielen Jahren im Einklang miteinander lebt und den Rest des Lebens miteinander teilen wird, bis zur letzten Stunde sind die Herzen mit endloser Liebe gefüllt.
Oder ist es eine Liebe von kurzer Dauer, so vergänglich wie die tausend Milchgetränke, die am Tag über die Ladentheke gehen?
Doch auch wenn die Liebe nur kurz ist, wird sie genossen? Oder ist es nur ein schnelles hinunterspülen, wie das des Mannes am Tresen, der zwischen zwei Meetings einen Espresso trinkt, um wach zu bleiben.
Oder ist es Genießen einer Kleinigkeit und wird ausgenutzt, wie die Frau, die am Fenster genüsslich ihren Milchkaffee schlürft. Erst langsam mit dem Löffel den Milchschaum abhebt, dann mit kleinen bedächtigen Schlücken die Tasse leertrinkt und am Ende die am Boden gebliebenen Reste noch auslöffelt. Darauf bedacht, jeden Moment dieser kleinen Pause in vollen Zügen zu genießen.
Man kann nicht erkennen, wo die Liebe der beiden hinführen wird, doch für den Moment sei eines gesagt: In diesem Moment ist die Welt um sie herum und der Kaffee vor ihnen egal, und das in einem Cafehaus mitten in der Stadt. In einer Stadt, die so laut und hektisch ist, gibt es einen Ort, an dem die Welt für einen Moment stillsteht, und sei es nur für die Dauer eines Kaffees.

Dienstag, 7. August 2012

Vertrauen


Vertrauen.
Vertrauen? Was heißt das heutzutage überhaupt noch? Kann man noch irgendwem vertrauen? Und wenn dann wem? Der besten Freundin? Dem Freund? Aber man hört von allen Seiten immer nur, dass das Vertrauen missbraucht wurde.. In was für einer Gesellschaft leben wir denn bitte, dass man eigentlich nur noch sich selbst vertrauen kann?! Dass man sich nie sicher sein kann, dass seine intimsten Gedanken einzig bei der Person bleiben, der man sie anvertraut hat? Wie kann man seinem Freund vertrauen, wenn man von allen Seiten nur hört, dass die Freunde belogen und betrogen werden? Gibt es noch die Menschen, denen man vollkommen vertrauen kann? Gibt es so etwas wie „blindes Vertrauen“ überhaupt noch? Oder ist das inzwischen ausgestorben? Kein Wunder, dass es eine solch hohe Scheidungsrate gibt, wenn kein Mensch in der Lage ist zu vertrauen oder Vertrauen zu verdienen. Wo sind die Menschen hin, die 60 Jahre verheiratet sind und sich 60 Jahre lang treu geblieben sind? Wo sind die Männer hin, für die es nur die eine und keine andere gibt? Wo sind die besten Freundinnen, die ein Geheimnis mit ins Grab nehmen würden? Alle sagen „Ich bin anders“ doch im Endeffekt sind alle gleich.. Irgendwann hat es unsere Gesellschaft einfach verlernt zu vertrauen.. Hat es mit den Politikern angefangen? Dass man sogar den höchsten Staatschefs nicht mehr glauben kann, was sie sagen? Oder mit unseren Eltern? Die sich trennen, obwohl sie uns versprochen haben immer da zu sein? Oder brauchen wir erstmal Vertrauen in uns selbst, bevor wir anderen vertrauen können? Wir verlassen uns doch andauernd auf andere und lernen nicht uns selbst zu vertrauen. Vertrauen nicht in unsere Fähigkeiten und vor allem nicht darauf, dass wir es auch alleine schaffen können. Wir müssen erst einmal uns selbst vertrauen, bevor wir anfangen dies von anderen zu verlangen..

Donnerstag, 24. Mai 2012

Der vollkommene Satz

Ich habe ein Gedicht gesehen. Mehr zufällig, ist ja auch egal wo. Aber abgesehen davon, dass dieses Gedicht wunderschön ist, beinhaltet es meiner Meinung nach den perfekten und vollkommenen Satz: "Einmal war Gegenwart". Lasst ihn euch auf der Zunge zergehen. Dieser Satz spricht von Träumen, Ängsten, Erinnerungen und ist so simpel gestrickt und doch so aussagend. Jeder verbindet etwas mit ihm, wenn man nur einmal einen Moment über ihn nachdenkt. Drei Worte, die so viel Leben enthalten. Drei Worte die vollkommen unterschiedliche Geschichten erzählen. Drei Worte, die bei jedem einzelnen zum Leben erwachen. Ich habe selten einen so vollkommenen Satz gehört und deswegen möchte ich euch das ganze Gedicht zeigen.


Anfang III

Von Mund zu Mund vertiefen wir das Schweigen.
Die Hände streun Vergessen auf die Haut
Wie Staub. So werden langsam wir vertraut
Dem Abschied. Dass wir es nicht zeigen.

Dass wir noch lachen. Dass wir uns berühren
Wie damals. Fast. Der Aufruhr ist vorbei.
Einmal war Gegenwart. Was war das: Frei?
Woher die Furcht einander zu verlieren.

Wir sagen das nicht mehr: Ich liebe dich.
Die Zukunft hat uns eingeholt, die Zeit.
Wir teilen eine Art von Einsamkeit,
wir allen auseinander: Du und ich.

Wir halten uns. Wir halten uns bereit.

Barbara Köhler

Dienstag, 15. Mai 2012

Muttertag


Jeder schreibt den ganzen Tag, wie sehr er seine Mama liebt und Postet Bilder, was er alles Tolles für seine Mama gemacht hat. Macht eure Mama auch jeden Tag ein Foto von dem Essen, was sie für euch gekocht hat? Oder von der Wäsche, die sie gewaschen hat? Oder von den unzähligen Malen, in denen sie euch in den Arm genommen hat, weil der Rest der Welt doofe Ohren hatte? An einem Tag im Jahr zeigt man der Frau, die einem jeden Tag das Leben schöner macht und die einem erst ermöglicht hat, auf dieser wundervollen Welt zu weilen, dass sie etwas ganz Besonderes ist. Ganz ehrlich, wie oft sagt eure Mama euch, dass ihr etwas ganz Besonderes seid? Auch nur einmal im Jahr? Nein, sie sagt und zeigt es euch Tag für Tag. Mit den kleinen Dingen. Und für all die Mühe, all den Schweiß, all die Nerven, bedanken wir uns an einem Tag im Jahr mit einem gedeckten Frühstückstisch oder einem großen Strauss Blumen. Ist das unser Ernst? Wir wollen uns an einem Tag für all das revangieren, was Mütter Tag für Tag leisten? Wir sollten uns öfter bei diesen besonderen Frauen bedanken, wir sollten ihnen öfter zeigen, dass sie etwas ganz Besonderes und der wichtigste Mensch in unser aller Leben sind. Wir sollten ihnen öfter Arbeit abnehmen und ihnen kleine Freuden bereiten, sowie sie das für uns jeden Tag machen. Das gleiche ist der Valentinstag. Sollen wir unserem Partner nur einmal im Jahr zeigen, wie viel er uns bedeutet? Sollen wir ihm bloß einmal sagen, dass wir ihn lieben? Macht es das ganze dann noch zu etwas Besonderem? Eine Rose bekommen? Ist sie dann wirklich von Herzen? Oder bloß ein Massentrend, weil an dem 14.2. jeder Blumen an seine Freundin schickt? Verliert das alles dann nicht an Wert? Freut man sich nicht viel mehr über eine Rose am 24.9. die ganz überraschend auf seinem Platz liegt? Oder über eine Packung Milka? Wie weit ist unsere Gesellschaft schon, dass wir besondere Tage brauchen, um den Menschen, die uns am meisten bedeuten einmal zu zeigen, wie viel sie uns wert sind, oder wie sehr wir sie lieben?
Ich bin bestimmt kein Mensch, der seiner Mama viel im Haushalt hilft, aber ich bin mir sicher, dass ich meiner Mama jeden Tag sage oder zeige, wie sehr ich sie liebe, egal ob der 13. Mai, der 24. September oder der 7. November ist.
Eine Mama ist ein Geschenk und wer von seiner Mama gut erzogen wurde weiß, dass man sich für Geschenk bedankt. Also bedankt euch öfter bei euren Müttern, niemand hat es mehr verdient als sie, weil sie unser ganzes Leben lang an unserer Seite sind und unsere Schlachten für uns austragen!

Mittwoch, 22. Februar 2012

Warum?


Warum?
Warum bin ich dir nicht genug wert?
Warum kannst du es nicht für mich?
Für uns?
Warum willst du es nicht schaffen?

Sind wir noch die, die wir einmal waren?
Wieso will ich nicht mehr für uns kämpfen?
Wieso kann ich nicht mehr?
Wann habe ich meine Stärke verloren, die immer da war?
Wieso will ich nicht mehr für uns kämpfen?
Wann ist es soweit gekommen?
Wann habe ich aufgehört an ein „wir“ zu glauben?
Wieso will ich nicht mehr für uns kämpfen?
Wann habe ich die Hoffung verloren?
Und mein Vertrauen in dich?
Wieso will ich nicht mehr für uns kämpfen?

Habe ich mit dir die richtige Wahl getroffen?
Habe ich mich für den Richtigen entschieden?
Für mein Herz und gegen meinen Verstand?
Wird mir das jetzt zum Verhängnis?
Dass du so tief in meinem Herz verankert bist, dass es mir so wehtut?
„Es war nicht logisch, es war Liebe“
Ja das war es.
Und das ist es noch.
Aber ist die Liebe zu dir so stark, dass ich all das mitmachen kann?
Nein.
Das kann ich nicht.
Das will ich nicht.
Das werde ich nicht.

Wach auf.
Wach endlich auf.
Es ist vorbei.
Ich kann nicht mehr.
Ich will nicht mehr.
Ich werde nicht mehr.

Wach auf, oder ich bin weg.
Und dann hilft auch alle Liebe nichts mehr…

Sonntag, 29. Januar 2012

Vorsätze

In der Psychologie ist ein Vorsatz eine Absicht, in einer bestimmten Situation ein bestimmtes Verhalten auszuführen. Ein Vorsatz hat also die Form „Wenn die Situation X eintritt, werde ich Verhalten Y ausführen!“. Nach Gollwitzer besteht der Vorsatz aus einer Spezifikation von Ort, Zeit, Art und Weise der Handlung. Oder einfach: Vorsätze sind das, was wir uns jedes Jahr am 31. Dezember für das nächste Jahr vornehmen und für das wir ein Jahr später Erklärungen finden, wieso wir es nicht geschafft haben. Dinge wie „Ich möchte abnehmen“ oder „Ich möchte aufhören zu rauchen.“ Wieso setzen wir uns überhaupt dem Stress aus, wenn wir wissen, dass wir es eh nicht durchziehen werden? Weil es jeder tut? Weil man sich halt an Silvester darüber unterhält „Und was sind deine guten Vorsätze fürs nächste Jahr?“ Oder weil man weiß, dass es sowieso nur Gerede ist und wir es gar nicht durchziehen müssen. Wieso setzen wir uns in einer Welt, die sowieso schon so anstrengend für uns ist, noch zusätzlichem Druck aus? Reicht es uns nicht unseren Alltag zu bewältigen? Sind es nicht genau die Dinge, die wir uns vornehmen im nächsten Jahr sein zu lassen, die uns unseren Alltag ein klein wenig schöner machen? Die Zigarette nach einer schweren Klausur, der Schokoriegel während wir lernen, das Feierabendbier, aus das wir uns den ganzen Tag schon freuen? Wieso wollen wir uns gerade diese Dinge verwehren? Um uns zu beweisen, dass wir es auch ohne sie schaffen? Dass wir nicht auf sie angewiesen sind? Liegt es in der Natur des Menschen alle Dinge, die uns etwas erleichtern als Schlecht anzusehen? Wir haben doch schon genug um die Ohren und setzen uns mit den Vorsätzen etwas zu Schaffen noch zusätzlich unter Druck. Zu der Klausurenphase, dem Führerschein, den Freunden, dem Nebenjob usw. noch ärmeren Menschen helfen? Oder sich mehr um seine Großeltern kümmern? Wie sollen wir das alles schaffen? Unser Tag hat doch nur 24 Stunden. Und das wird sich auch im neuen Jahr nicht ändern…